Überall auf dem Planeten verteilt
bemerken einige Menschen seltsame Veränderungen an sich selbst. Sie entwickeln
ungeahnte Fähigkeiten, etwa zu fliegen oder sich selbst zu heilen. Und einer
von ihnen blickt in die Zukunft und erfährt, dass eine riesige Explosion ganz
New York vernichten wird.
Zu Beginn der Staffel ist der
Zuschauer genauso im Unklaren über die Geschehnisse wie die Figuren selbst. Im
gefühlten Sekundentakt fängt der Pilot die Schicksale verschiedener Charaktere und
ihre Entdeckung der neuen Kräfte ein. Erst im weiteren Verlauf beginnt man,
Zusammenhänge zu erblicken und die Heroes als Teil von etwas Größerem
wahrzunehmen. Und spätestens dann fällt einem die Kinnlade aber so richtig
herunter!
Solch eine spannende und
ausgeklügelte Story ist mir selten untergekommen. Die Komplexität des Plots
lässt sich nur schwer wiedergeben, weil darin so viele Figuren und Handlungen
vereint werden. Allein der Umgang mit den verschiedenen Zeitebenen strotzt vor
Einfallsreichtum.
In jeder Episode passieren sehr
viele relevante Geschehnisse, Heroes leidet in keiner Minute unter Leerlauf.
Stattdessen bietet sich dem Zuschauer Spannung pur, noch dazu durch die
Cliffhanger, die eigentlich keine sind: Denn anstatt klassisch eine Frage
aufzuwerfen (Wird XY den Sprung über die
Klippe überleben?), endet jede Folge mit einer Auflösung. Anstatt dem
Zuschauer also eine Antwort schuldig zu werden, reicht man ihm lieber eine und
macht den Plot dadurch nur noch komplexer.
In der Reflektion mutet die Serie
sogar wie ein raffiniert konstruiertes Brettspiel an. Denn die Fähigkeiten der
Heroes wirken teilweise gegeneinander oder sind voneinander abhängig. So gibt es
beispielsweise eine Figur, die ab einer gewissen Nähe dazu in der Lage ist, die
Fähigkeiten der anderen Heroes zu blockieren.
Ich persönlich ging ziemlich
unvorbereitet an die Serie heran. Deshalb möchte ich niemandem die Überraschung
nehmen und alle Kräfte der Charaktere verraten. Doch es sei gesagt, dass sich
die Autoren dabei wirklich viel haben einfallen lassen. Auf einige Dinge muss
man erst mal kommen! Die Fähigkeiten haben immer latent etwas mit der
Persönlichkeit eines jeden Charakters zu tun, ohne ins Symbolische abzudriften.
Generell sind alle Charaktere
grundsympathisch, interessant und werden von klasse Darstellern gemimt. Jede
Figur besitzt eine Hintergrundgeschichte, die (dem Zuschauer aber noch
unbewusst) bereits in den ersten Folgen mitschwingt. Wer denkt sich so etwas
Geniales nur aus?
Auch der Bösewicht kann sich
sehen lassen. Kein Fiesling hat mich jemals so gefesselt. Seine Motive sind
nachvollziehbar und seine Fertigkeiten faszinierend.
Wie man anhand der
Zusammenfassung „Menschen mit Superkräften“ bereits erahnen kann, lehnt sich
Heroes an Comics an. Ich persönlich hasse Superhelden, bin aber ein irrer Fan
von modernen, klugen und ernsten Comics – und als solcher ist Heroes ein Traum.
Die Comic-Ästhetik quillt der Serie aus allen Poren. Vor allem der Pilot bietet
Kameraeinstellungen, die eher an ein Vertigo-Heft erinnern als an irgendetwas,
das man sonst jemals im Fernsehen gesehen hat.
Die Dialoge sind ebenfalls
hervorragend und erinnern über weite Strecken an die besten Graphic Novels der
Neuzeit – denn anstatt sprachlich alles zu wiederholen, was der Zuschauer
bereits durch die Kamera aufnimmt, tragen die tiefgründigen Dialoge lieber dazu
bei, die dichte Atmosphäre noch weiter zu verdicken. (Nur die deutsche
Übersetzung scheint den Untertiteln zufolge ziemlich nachlässig zu sein.)
Ich habe nur die erste Staffel
von Heroes gesehen, diese ist aber in sich perfekt abgeschlossen. Da die
weiteren Staffeln sehr schlecht bei den Fans ankommen, werde ich es bei Staffel
1 beruhen lassen und Heroes dafür als eine der besten Serien aller Zeiten handeln.
Ein Meisterstück episodischer
Erzählkunst. Must see!
10.0/10