Freitag, 13. September 2013

Film: Alexandre Ajas Maniac (Uncut)


Anders als der deutsche Titel vermuten lässt, ist der Streifen nicht von Alexandre Aja gedreht, dieser hat ihn lediglich produziert und das Drehbuch geschrieben. Mit dem Draufklatschen seines Namens pushte er stattdessen die Regiearbeit seines Landsmannes Franck Khalfoun.
Trotzdem könnte man vermuten, dass es sich um einen Aja-Film handelt, sieht Maniac doch aus wie der typische französische Horrorstreifen: Die Umgebung ist eine kalte, urbane Moderne, die Kamera zeichnet sich durch lange Einstellungen, Gewackel und dem rigorosen Draufhalten bei extrem derben Gewaltszenen aus und es wird versucht, mit möglichst wenigen digitalen Effekten auszukommen.
Der Clou ist die Ich-Perspektive, denn der gesamte Film ist aus der Sicht des Serienkillers Frank (Elijah Wood) gedreht. Der Kniff an dieser tollen Idee ist, dass man sich immer vorstellt, wie die Situation wohl aus der anderen Seite aussieht. Noch dazu ist es ein viel heftigeres Erleben von Gewalt, wenn man wortwörtlich mittendrin ist statt nur dabei.
Die ersten Minuten vor der Titelanzeige haben mich deshalb geschockt wie gleichermaßen gegruselt. Doch dieser perspektivische Effekt nutzte sich schnell ab und nervte bald nur noch. Der Kamerastil erinnerte mich insgesamt stark an einen meiner persönlichen Hassfilme, dem französischen „Irreversible“.

Obwohl Maniac nicht einmal 90 Minuten andauert, fühlt es sich weit länger an, denn sämtliche brachliegende Stellen zwischen den Morden werden nur schlecht aufgefüllt. Das Drehbuch mit seiner langweiligen und mageren Handlung ist deshalb auch die größte Schwäche. Noch dazu klingen viele Dialoge wie aus dem Französischen ins Englische übersetzt. 
Die wichtigste Frage lautet aber: Ist Maniac gruselig? Das ist mit einem eingeschränkten Ja zu beantworten. Denn der komplett ohne Scare Jumps auskommende Streifen löst permanent ein Gefühl von Unbehagen und Beklemmung aus, kann dies aber nie ganz auf die Spitze treiben. Selbst in den heftigen und brutalen Gewaltszenen beginnt das Herz nicht zu rasen. Das liegt wohl auch daran, dass die Gewalt zwar rein optisch extrem hart ist, dafür aber die akustische Seite vernachlässigt wird. Denn (gnädigerweise) hört man hier nicht die Opfer wie am Spieß schreien.  (Ich habe die Uncut-Variante gesehen, darauf sollte man auch unbedingt achten. Wie am Schnittbericht ersichtlich wird, fehlen in der gekürzten Variante sämtliche Szenen, die den Film auszeichnen.)

Unverständlich ist für mich das viele Lob, das Elijah Wood für seine Darbietung einheimst. Zum einen sieht man sein Gesicht nur in zwei bis drei Szenen, also kann man sowieso nur die akustische Leistung bewerten. (Wodurch eine Bewertung noch absurder wird, weil die meisten sicherlich die deutsche synchronisierte Fassung gesehen haben werden.) Woods immergleiche kalte Sprechweise nervt somit genauso schnell wie die Perspektive, noch dazu klingen einige Szenen stark nach schlechtem Voice-Over. Das Lächerliche an seiner kalten Intonation tritt dann zutage, wenn er sich mit anderen Menschen ganz gewöhnlich unterhält und die Reaktionen des Gegenübers partout nicht zu seiner Stimmlage passen. Dennoch gibt es einige wenige Szenen (witzigerweise immer diejenigen, in denen man sein Gesicht sieht), in denen er sein wahres Schauspieltalent zeigen darf.
Vor allem die weibliche Hauptrolle spielt total daneben, gut zu sehen ist das in Momenten, in denen sie sich verabschiedet, Frank aber noch etwas hinterherruft und sie darauf reagiert. Ihre Abgänge und Erwiderungen sehen dabei nicht nur steif aus, sondern klingen auch einstudiert.

Durch die eindringliche Perspektive und die finstere Machart bleibt Maniac im Langzeitgedächtnis hängen und man könnte meinen, man hätte es mit einem echten Schocker zu tun. Dieser Eindruck trügt aber, da man sich im Moment des Ansehens über weite Strecken langweilen wird. Maniac ist damit nicht unterhaltsam, aber einprägsam.

5.0/10

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