Anders als der deutsche Titel
vermuten lässt, ist der Streifen nicht von Alexandre Aja gedreht, dieser hat
ihn lediglich produziert und das Drehbuch geschrieben. Mit dem Draufklatschen
seines Namens pushte er stattdessen die Regiearbeit seines Landsmannes Franck
Khalfoun.
Trotzdem könnte man vermuten,
dass es sich um einen Aja-Film handelt, sieht Maniac doch aus wie der typische
französische Horrorstreifen: Die Umgebung ist eine kalte, urbane Moderne, die
Kamera zeichnet sich durch lange Einstellungen, Gewackel und dem rigorosen
Draufhalten bei extrem derben Gewaltszenen aus und es wird versucht, mit
möglichst wenigen digitalen Effekten auszukommen.
Der Clou ist die Ich-Perspektive,
denn der gesamte Film ist aus der Sicht des Serienkillers Frank (Elijah Wood)
gedreht. Der Kniff an dieser tollen Idee ist, dass man sich immer vorstellt,
wie die Situation wohl aus der anderen Seite aussieht. Noch dazu ist es ein
viel heftigeres Erleben von Gewalt, wenn man wortwörtlich mittendrin ist statt
nur dabei.
Die ersten Minuten vor der
Titelanzeige haben mich deshalb geschockt wie gleichermaßen gegruselt. Doch dieser
perspektivische Effekt nutzte sich schnell ab und nervte bald nur noch. Der
Kamerastil erinnerte mich insgesamt stark an einen meiner persönlichen
Hassfilme, dem französischen „Irreversible“.
Obwohl Maniac nicht einmal 90
Minuten andauert, fühlt es sich weit länger an, denn sämtliche brachliegende
Stellen zwischen den Morden werden nur schlecht aufgefüllt. Das Drehbuch mit
seiner langweiligen und mageren Handlung ist deshalb auch die größte Schwäche.
Noch dazu klingen viele Dialoge wie aus dem Französischen ins Englische
übersetzt.
Die wichtigste Frage lautet aber:
Ist Maniac gruselig? Das ist mit einem eingeschränkten Ja zu beantworten. Denn
der komplett ohne Scare Jumps auskommende Streifen löst permanent ein Gefühl
von Unbehagen und Beklemmung aus, kann dies aber nie ganz auf die Spitze
treiben. Selbst in den heftigen und brutalen Gewaltszenen beginnt das Herz
nicht zu rasen. Das liegt wohl auch daran, dass die Gewalt zwar rein optisch
extrem hart ist, dafür aber die akustische Seite vernachlässigt wird. Denn
(gnädigerweise) hört man hier nicht die Opfer wie am Spieß schreien. (Ich habe die Uncut-Variante gesehen, darauf
sollte man auch unbedingt achten. Wie am Schnittbericht ersichtlich wird,
fehlen in der gekürzten Variante sämtliche Szenen, die den Film auszeichnen.)
Unverständlich ist für mich das
viele Lob, das Elijah Wood für seine Darbietung einheimst. Zum einen sieht man sein
Gesicht nur in zwei bis drei Szenen, also kann man sowieso nur die akustische
Leistung bewerten. (Wodurch eine Bewertung noch absurder wird, weil die meisten
sicherlich die deutsche synchronisierte Fassung gesehen haben werden.) Woods
immergleiche kalte Sprechweise nervt somit genauso schnell wie die Perspektive,
noch dazu klingen einige Szenen stark nach schlechtem Voice-Over. Das
Lächerliche an seiner kalten Intonation tritt dann zutage, wenn er sich mit
anderen Menschen ganz gewöhnlich unterhält und die Reaktionen des Gegenübers
partout nicht zu seiner Stimmlage passen. Dennoch gibt es einige wenige Szenen
(witzigerweise immer diejenigen, in denen man sein Gesicht sieht), in denen er
sein wahres Schauspieltalent zeigen darf.
Vor allem die weibliche
Hauptrolle spielt total daneben, gut zu sehen ist das in Momenten, in denen sie
sich verabschiedet, Frank aber noch etwas hinterherruft und sie darauf
reagiert. Ihre Abgänge und Erwiderungen sehen dabei nicht nur steif aus,
sondern klingen auch einstudiert.
Durch die eindringliche
Perspektive und die finstere Machart bleibt Maniac im Langzeitgedächtnis hängen
und man könnte meinen, man hätte es mit einem echten Schocker zu tun. Dieser
Eindruck trügt aber, da man sich im Moment des Ansehens über weite Strecken langweilen
wird. Maniac ist damit nicht unterhaltsam, aber einprägsam.
5.0/10
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen