„Ein Blaubär hat siebenundzwanzig
Leben. Dreizehneinhalb davon werde ich in diesem Buch preisgeben, über die
anderen werde ich schweigen. Ein Bär muss seine dunklen Seiten haben, das macht
ihn attraktiv und mysteriös.“
Der erste Roman von Moers’ großartiger
Zamonien-Reihe hat weniger mit dem Fischstäbchenliebhaber aus der Sendung mit
der Maus gemein, als man zunächst annehmen könnte. Es handelt sich um eine
völlig eigenständige, biografische Ich-Erzählung eines blauen Bären.
Das Besondere an diesem Roman ist
der unendliche Fantasiereichtum. Moers kreiert eine riesige, in sich schlüssige
Welt voller Verrücktheiten: Es gibt Dimensionslöcher, Lügengladiatoren,
Traumorgeln, Zeit-Wirbelstürme und tausend andere aberwitzige Dinge. Die
Figuren sind ähnlich kurios, so etwa ein Flugsaurier, der Personen in letzter
Sekunde rettet und passenderweise Deus X. Machina heißt.
Der blaue Bär erlebt auf seiner
Reise zahlreiche Abenteuer, Stillstand kehrt niemals ein. Es ist der große
Verdienst dieses Romans, eine Achterbahn der Fantasie zu erschaffen. Wie bei
Moers üblich ist dabei alles miteinander verknüpft, das Lesen wird also von
Seite zu Seite spannender. Denn es stellen sich zahlreiche Dinge aus vorherigen
Abschnitten, die man als vermeintliche Details abtat, als plötzlich bedeutsam
heraus.
Obwohl das Buch in Zamonien
spielt, hat die Welt wenig gemein mit dem Zamonien aus „Rumo“ und „Die Stadt
der träumenden Bücher“. Denn hier ist die ganze Umgebung noch etwas verträumter
und weniger düster. Bei Käpt’n Blaubär handelt es sich somit um den
freundlichsten Zamonien-Roman.
Auch sprachlich gelingt es Moers
auf ganze Linie, seine Leser zu packen. Seine Sprache kommt ohne hochstechende
Wörter aus, und gerade das macht es so faszinierend. Uns offenbart sich ein
unheimlich kreativer und humorvoller Umgang mit dem allgemeinen Wortschatz. Die
zahlreichen actiongeladenen Vorgänge werden ebenso prächtig geschildert. Dazu
finden sich noch zahlreiche Zeichnungen vom Autoren persönlich, die das
Geschehen passend untermalen.
Käpt’n Blaubärs fantastisches
Abenteuer schrammt nur deshalb an der Höchstwertung vorbei, weil Charaktere und
Gefühle noch nicht so herausragend sind wie bei späteren Zamonien-Büchern, das
gleiche gilt für Plot-Twists. Dennoch ist dieser Roman ein wunderbares Stück
Literatur, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte!
9.0/10
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