Mittwoch, 11. September 2013

Roman: Walter Moers – Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär


„Ein Blaubär hat siebenundzwanzig Leben. Dreizehneinhalb davon werde ich in diesem Buch preisgeben, über die anderen werde ich schweigen. Ein Bär muss seine dunklen Seiten haben, das macht ihn attraktiv und mysteriös.“

Der erste Roman von Moers’ großartiger Zamonien-Reihe hat weniger mit dem Fischstäbchenliebhaber aus der Sendung mit der Maus gemein, als man zunächst annehmen könnte. Es handelt sich um eine völlig eigenständige, biografische Ich-Erzählung eines blauen Bären.
Das Besondere an diesem Roman ist der unendliche Fantasiereichtum. Moers kreiert eine riesige, in sich schlüssige Welt voller Verrücktheiten: Es gibt Dimensionslöcher, Lügengladiatoren, Traumorgeln, Zeit-Wirbelstürme und tausend andere aberwitzige Dinge. Die Figuren sind ähnlich kurios, so etwa ein Flugsaurier, der Personen in letzter Sekunde rettet und passenderweise Deus X. Machina heißt.
Der blaue Bär erlebt auf seiner Reise zahlreiche Abenteuer, Stillstand kehrt niemals ein. Es ist der große Verdienst dieses Romans, eine Achterbahn der Fantasie zu erschaffen. Wie bei Moers üblich ist dabei alles miteinander verknüpft, das Lesen wird also von Seite zu Seite spannender. Denn es stellen sich zahlreiche Dinge aus vorherigen Abschnitten, die man als vermeintliche Details abtat, als plötzlich bedeutsam heraus.
Obwohl das Buch in Zamonien spielt, hat die Welt wenig gemein mit dem Zamonien aus „Rumo“ und „Die Stadt der träumenden Bücher“. Denn hier ist die ganze Umgebung noch etwas verträumter und weniger düster. Bei Käpt’n Blaubär handelt es sich somit um den freundlichsten Zamonien-Roman.
Auch sprachlich gelingt es Moers auf ganze Linie, seine Leser zu packen. Seine Sprache kommt ohne hochstechende Wörter aus, und gerade das macht es so faszinierend. Uns offenbart sich ein unheimlich kreativer und humorvoller Umgang mit dem allgemeinen Wortschatz. Die zahlreichen actiongeladenen Vorgänge werden ebenso prächtig geschildert. Dazu finden sich noch zahlreiche Zeichnungen vom Autoren persönlich, die das Geschehen passend untermalen.
Käpt’n Blaubärs fantastisches Abenteuer schrammt nur deshalb an der Höchstwertung vorbei, weil Charaktere und Gefühle noch nicht so herausragend sind wie bei späteren Zamonien-Büchern, das gleiche gilt für Plot-Twists. Dennoch ist dieser Roman ein wunderbares Stück Literatur, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte!


9.0/10

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