Freitag, 20. September 2013

TV: Under The Dome (Staffel 1)


Plot: Die US-Kleinstadt Chester’s Mill wird von einer riesigen unsichtbaren Kuppel eingeschlossen, der Kontakt mit der Außenwelt ist nicht mehr möglich. Die Bewohner kämpfen aber nicht nur gegen die chaotische Situation an, sondern auch gegeneinander.

Was habe ich mich auf diese Serie gefreut! Ich bin ein enormer Fan von Stephen King. Hat er in den 90er-Jahren arg geschwächelt, schreibt er seit Mitte der 2000er wieder einen Top-Roman nach dem anderen. Eine seiner besten Geschichten („Die Arena“) bildet die Basis für die Serie. Meine Begeisterung schoss noch weiter in die Höhe, als ich erfuhr, dass Brian K. Vaughan für die Umsetzung verantwortlich sein wird. Vaughan zählt zu meinen Lieblings-Comic-Schriftstellern, stammen von ihm doch geniale Reihen wie Y: The Last Man, Runaways oder Ex Machina. Außerdem wirkte er an den Drehbüchern der großartigen dritten und vierten Staffel von Lost mit.
Abgerundet werden die perfekten Grundvoraussetzungen durch Steven Spielberg und Stephen King als Executive Producer, einem großen Budget und dem aus Breaking Bad bekannten Schauspieler Dean Norris. Leider schafft es Under The Dome nie, etwas aus dem großartigen Bodensatz zu machen.

Vaughan hat sich nicht auf der guten Vorlage ausgeruht, sondern strickt seine eigene Geschichte. Gemeinsamkeiten mit dem Roman sind nur durch die Ausgangssituation und einige Charaktere gegeben. Dies ist auch der Grund, warum zum Start viele Fans die Serie kleinredeten, weshalb Stephen King sich sogar in einem offenen Brief dazu bewegen ließ, die Fernsehumsetzung zu verteidigen. Mir persönlich ist es egal, ob die Serie stark vom Buch abweicht, solange sie funktioniert.
Doch das tut sie leider nicht. Eine Mystery-Serie zeichnet sich für mich durch eine spannende Handlung und ein durchdachtes Erzählmodell aus. Spannend ist der Plot aber leider nur bedingt, weil zwar sehr viele Probleme auftauchen, diese aber auch genauso schnell wieder gelöst werden; meist sogar noch in der gleichen Folge. (Maxines Mutter, schwierige Wasserversorgung, Plündereien) Das ist schade, denn zwar ist Abwechslung durch die schnelle Aufreihung von Konflikten gegeben, es wird aus den Konflikten aber nicht das Maximum herausgeholt. Durch das schnelle Lösen eins jeden Problems wirken die einzelnen Episoden zu abgeschlossen. Generell hat man den Eindruck, dass die Autoren getrennt voneinander gearbeitet haben, denn es werden viele begonnene Handlungsstränge nicht oder nur unzureichend weitergeknüpft.
Mit einem durchdachten Erzählmodell meine ich die in Mystery-Serien übliche Erzählweise, dass man nach und nach durch Rückblicke mehr über die Charaktere erfährt, sich einige Geschehnisse überlagern und schon früh Andeutungen auf die Zukunft gemacht werden. Dies hat Under The Dome aber alles nicht, die Erzählung ist stattdessen streng linear.
Rückblicke würden sich auch gar nicht anbieten, weil kaum eine Figur eine Hintergrundgeschichte hat. Sowieso sind die Charaktere überraschend flach und klischeehaft. Ein weiteres Problem an den Figuren ist, dass es nicht genügend gibt. Die Romanvorlage befasst sich mit einer riesigen Anzahl von Menschen und weiß ihre Schicksale geschickt miteinander zu verweben, bei Under The Dome ist die Auswahl der Aktanten jedoch viel kleiner. Noch dazu sind gleich vier Schlüsselcharaktere noch im Schulalter, weshalb eine spannende Back-Story sowieso hinfällig ist.
Vor allem die jungen Figuren fallen dem Zuschauer sehr schnell auf die Nerven, was nicht nur an den teilweise platten Dialogen und konfusen Handlungen liegt, sondern an den fast durchweg drittklassigen Schauspielern. Das ganze Ensemble ist sehr glatt gecastet, niemand ist als Charakterdarsteller zu bezeichnen. Selbst Dean Norris beißt sich eher schlecht als recht in der immer gleichen Art durch seine Zeilen.

Zu Beginn war Under The Dome noch als abgeschlossene Miniserie von nur 13 Episoden angelegt, nach den tollen Quoten wurde sie aber schnell um eine zweite Staffel verlängert. Dies merkt man leider deutlich, schleichen sich doch immer mehr übernatürliche Elemente ein. Durch die seltsamen Produktionsbedingungen erhält man eine Serie, die eigentlich geschrieben ist wie eine Fall-Season-Show (24 Episoden), aber nur mit 13 Folgen aufwarten kann und daher sehr gehetzt daherkommt. Die erste Hälfte der Staffel hat mir besser gefallen.
Man darf mich nicht falsch verstehen: Under The Dome ist definitiv keine schlechte Serie, so sind etwa die visuellen Effekte für eine Fernsehproduktion herausragend, die Konflikte sind zahl- und abwechslungsreich und die Ausgangssituation ist unglaublich spannend. Es ist nur schade, zu sehen, dass daraus mit ein wenig mehr Überlegung wirklich die TV-Sensation hätte werden können, als die sie vermarktet wurde.

6.0/10

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